Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist ein zentrales Konzept in unserer sich wandelnden Welt, das darauf abzielt, die Bedürfnisse der heutigen Generation zu befriedigen, ohne die Möglichkeit zukünftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse erfüllen zu können. Es bezieht sich auf die langfristige Erhaltung und optimale Nutzung von Ressourcen und umfasst eine breite Palette von Ideen und Prinzipien, um ökologische, soziale und wirtschaftliche Auswirkungen ausgewogen zu berücksichtigen (Schneidewind, U., 2018; Elkington, J., 1999)

Abbildung 1: Die drei Säulen der Nachhaltigkeit (Eigene Darstellung in Anlehnung an Elkington, J. 1999)

Die drei Säulen der Nachhaltigkeit und Ziele für nachhaltige Entwicklung

Die drei Säulen der Nachhaltigkeit – ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit – bilden das Fundament für alle nachfolgenden Ziele, wie die Sustainable Development Goals (SDGs). Diese sind eine Reihe von 17 globalen Zielen, die 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurden. Sie dienen als Fahrplan für die Schaffung einer nachhaltigeren und gerechteren Welt bis 2030. Die Ziele gehen eine Vielzahl von Herausforderungen an, darunter Armut, Ungleichheit, Umweltzerstörung und mangelnde Bildung. Die SDGs sind eng mit den Dimensionen der ökonomischen, ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit verknüpft und fördern eine ausgewogene Entwicklung, die das Wohlergehen der Menschen, den Schutz der Umwelt und die Stärkung der Wirtschaft gleichermaßen berücksichtigt.

 

Die ökologische Nachhaltigkeit konzentriert sich auf den Schutz und die Erhaltung der natürlichen Ressourcen und Ökosysteme. Dabei sollen ressourcenintensive Aktivitäten minimiert, ökologische Degradation verhindert und die biologische Vielfalt geschützt werden, um eine langfristige ökologische Stabilität zu gewährleisten (Elkington, J., 1999). Die SDGs erkennen die Dringlichkeit des Umweltschutzes an. Sie umfassen Ziele wie Maßnahmen zum Klimaschutz (SDG 13), den Schutz des Lebens an Land und unter Wasser (SDG 14 und 15), die nachhaltige Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen (SDG 12) und den Zugang zu sauberem Wasser und Sanitärversorgung (SDG 6) (BMUV, 2023). Diese Ziele zielen darauf ab, die natürlichen Ökosysteme zu erhalten und eine gesunde Umwelt für zukünftige Generationen zu sichern.

Die soziale Nachhaltigkeit fokussiert sich auf die Sicherstellung von sozialer Gerechtigkeit, Chancengleichheit und menschenwürdigen Lebensbedingungen. Dies beinhaltet den Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung, angemessener Wohnraum und die Förderung inklusiver Gesellschaften, um soziale Kohäsion und Stabilität zu fördern (Elkington, J., 1999). Dafür setzen sich die SDGs ebenfalls ein, welches sich in den Zielen wie der Beseitigung des Hungers (SDG 2), der Förderung hochwertiger Bildung (SDG 4), der Gleichstellung der Geschlechter (SDG 5) und der Verringerung sozialer Ungleichheiten (SDG 10) widerspiegelt (BMUV, 2023). Die SDGs zielen darauf ab, dass alle Menschen unabhängig von ihrem Hintergrund Zugang zu grundlegenden Bedürfnissen und Möglichkeiten haben.

Die ökonomische Nachhaltigkeit befasst sich mit der langfristigen wirtschaftlichen Prosperität, die ohne Erschöpfung der Ressourcen oder Verschlechterung der sozialen Bedingungen erreicht werden soll. Unternehmen werden ermutigt, nachhaltige Geschäftsmodelle zu entwickeln, die sowohl finanzielle Stabilität als auch soziale und ökologische Verantwortung berücksichtigen (Elkington, J., 1999). Die SDGs zielen demnach auf die Förderung eines inklusiven und nachhaltigen Wirtschaftswachstums ab. Dazu gehören Ziele wie die Beseitigung der Armut (SDG 1), die Förderung von menschenwürdiger Arbeit und Wirtschaftswachstum (SDG 8) sowie die Unterstützung von Industrie, Innovation und Infrastruktur (SDG 9) (BMUV, 2023). Diese Ziele sollen sicherstellen, dass Wohlstand und Chancen für alle geschaffen werden, ohne natürliche Ressourcen übermäßig zu belasten.

Eine weitere wichtige Entwicklung ist die Entkopplung unseres materiell-ökonomischen Wohlstands von unserer Lebensqualität. Es werden Konzepte gefördert, die ein besseres Leben jedes einzelnen Menschen ermöglichen, ohne die begrenzten Ressourcen der Erde zu erschöpfen. Dies erfordert Innovation, Bildung und eine gerechte Verteilung der Ressourcen, sowie den Willen jedes Einzelnen, bewusstere Konsumentscheidungen zu treffen und auf das Wesentliche zu konzentrieren, d.h. sich in Suffizienz zu üben. Überkonsum soll reduziert werden, indem Bedürfnisse neu bewertet werden und die Befriedigung auf eine ressourcenschonende Art und Weise passiert. Der sparsame Umgang mit Energie oder die Beschränkung der Ernährung auf saisonale, regionale und rein pflanzliche Lebensmittel sind Beispiele für Suffizienzstrategien, die zu einer Entkopplung von materiell-ökologischen Wohlstand und Lebensqualität führen (Schneidewind, U., 2018).

Abbildung 2: Doppelte Entkopplung und zentrale Nachhaltigkeitsstrategien (Eigene Darstellung in Anlehnung an Schneidewind, U. 2018)

Doppelte Entkopplung und zentrale Nachhaltigkeitsstragien

Die drei Säulen der Nachhaltigkeit wollen zusätzlich die Entwicklung vorantreiben, den Ressourcenverbrauch von unserem materiell-ökonomischem Wohlstand zu entkoppeln und somit die Umweltauswirkungen, die aktuell durch wirtschaftliches Wachstum entstehen, zu minimieren. Durch den Einsatz neuer umweltfreundlicher Technologien und ressourceneffizienteren Produktionsmethoden wird versucht die traditionelle Wirtschaftsweise zu durchbrechen, wodurch Wirtschaftswachstum ohne übermäßige Umweltbelastung möglich sein könnte.  Effizientere Arbeitsweisen bedeuten, dass wir die Ressourcennutzung optimieren, indem wir den Input minimieren und den möglichen Output maximieren. Beispielsweise können durch bessere Dämmstoffe, energiesparende Beleuchtungssysteme und intelligente Energiemanagementsysteme Gebäude so gestaltet werden, dass der Energieverbrauch und die damit verbunden Treibhausgasemissionen auf einem Minimum reduziert werden, wodurch mit weniger mehr erreicht werden kann. Wichtig hierbei ist, dass die konsistente Förderung einer nachhaltigen Entwicklung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im Einklang passiert. Das bedeutet, dass jegliche Maßnahmen, die den Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Stabilität umfassen, gemeinsam zur doppelten Entkopplung beitragen und nicht in einem widersprüchlichen Verhältnis zueinander stehen. Beispielhaft dafür ist die integrierte Verkehrspolitik, die öffentliche Verkehrsmittel, Fahrradinfrastruktur und Fußgängerwege kombiniert, um den Individualverkehr zu reduzieren, die Luftqualität zu verbessern und Staus zu minimieren (Schneidewind, U., 2018).

Zentrale Nachhaltigkeitsstrategien:

Die drei Strategien zur Umsetzung der doppelten Entkopplung sind Suffizienz, Effizienz und Konsistenz.

  1. Suffizienz bedeutet, bewusstere Konsumentscheidungen zu treffen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Es geht darum, Überkonsum zu reduzieren, indem Bedürfnisse neu bewertet werden und man sich auf das konzentriert, was wirklich wichtig ist. Suffizienz unterstützt die Entkopplung von gesellschaftlicher Entwicklung und Ressourcenverbrauch, indem sie dazu beiträgt, die Bedürfnisse der Menschen auf nachhaltige Weise zu befriedigen. Beispiele für Suffizienz sind ein sparsamer Umgang mit Energie oder eine Ernährung mit saisonalen, veganen und regionalen Lebensmitteln.
  2. Effizienz bezieht sich auf die optimale Nutzung von Ressourcen, um mit minimalem Input maximale Ergebnisse zu erzielen. Im Kontext der Nachhaltigkeit bedeutet dies, die Art und Weise, wie wir Ressourcen nutzen, zu optimieren, um Verschwendung zu minimieren. Effizienz ermöglicht es, mit weniger mehr zu erreichen, und trägt so zur Entkopplung von Umweltauswirkungen und Wirtschaftswachstum bei. Ein konkretes Beispiel ist die Energieeffizienz von Gebäuden. Durch den Einsatz besserer Dämmstoffe, energiesparender Beleuchtungssysteme und intelligenter Energiemanagementsysteme können Gebäude so gestaltet werden, dass der Energieverbrauch und die damit verbundenen Treibhausgasemissionen reduziert werden.
  3. Konsistenz bedeutet, dass zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung und einer im Kreislauf ausgerichteten Wirtschaft verschiedene Aspekte von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft miteinander im Einklang stehen sollten. Das bedeutet, dass Maßnahmen auf Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Stabilität ausgerichtet sein sollten. Konsistenz stellt sicher, dass Maßnahmen nicht widersprüchlich sind und gemeinsam zur doppelten Entkopplung beitragen. Ein Beispiel für konsistentes Verhalten ist eine integrierte Verkehrspolitik, die öffentliche Verkehrsmittel, Fahrradinfrastruktur und Fußgänger*innenwege kombiniert, um den Individualverkehr zu reduzieren, die Luftqualität zu verbessern und Staus zu minimieren.
 

Zusammenfassend widmet sich das Konzept der Nachhaltigkeit einer bewussteren, langfristigeren und ressourcenschonenderen Verhaltensweise der Menschheit, wodurch zukünftige Generationen die Möglichkeit erhalten ihre Bedürfnisse, wie die vergangene und gegenwärtige Generation, gleichermaßen erfüllen zu können. Dazu gilt es die ökonomischen Ziele an die sozialen und ökologischen Ziele anzupassen und das Erreichen der Sustainable Development Goals zu fördern. Essentiell dafür ist die Entwicklung der doppelten Entkopplung, wodurch mit Hilfe von Suffizienz-, Effizienz- und Konsistenz-Strategien die Entkopplung des materielle-ökonomischen Wohlstands vom Naturverbrauch und ebenfalls die Entkopplung der Lebensqualität vom materiell-ökonomischen Wohlstand gelingt.

Quellen:

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (2023). BMUV-Haushalt 2023 – Haushaltsquerschnitt und Ergänzende Erläuterungen zum Einzelplan 16.

Elkington, J. (1999). Cannibals with Forks: The Triple Bottom Line of 21st Century Business. Capstone, Oxford.

Schneidewind, U. (2015). Das Einmaleins der Suffizienz. In: Besser, anders, weniger – Suffizienz in der Baukultur: der Bericht zum db-Kongress. Korandin Mediengruppe, Leinfelden-Echterdingen, S. 6-7.

Schneidewind, U. (2018). Die Große Transformation – Eine Einführung in die Kunst gesellschaftlichen Wandels. FISCHER Taschenbuch, Frankfurt am Main.

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